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Büroimmobilien
Mehr Fläche, mehr Bedarf, mehr Leerstand
Was ist während der Coronapandemie auf den Büroimmobilienmärkten passiert? Ein Zwischenfazit nach anderthalb Jahren: Die Folgen sind noch gar nicht zu erkennen, für Entwarnung ist es aber zu früh.

Wie wirkt sich der Homeoffice-Trend auf die Büroimmobilienmärkte aus? Unternehmensvorstände und Researcher überbieten sich in immer neuen Prognosen – bis zur Voraussage, dass wegen der Arbeit zu Hause oder unterwegs künftig 30 Prozent der Bürofläche nicht mehr gebraucht werden. Nach rund eineinhalb Jahren Coronapandemie lässt sich dieses Zwischenfazit ziehen:

  • Angebot: Es gibt deutlich mehr Fertigstellungen, und zwar genau zur Unzeit. Nach Jahren relativ gleichbleibender Fertigstellungszahlen stiegen diese in den Jahren 2019 und 2020 bereits an, beschleunigt sogar im ersten Halbjahr 2021. Der Bestand wuchs und damit auch das Angebot an Flächen in den sieben A-Städten, und zwar um gut ein Prozent oder um fast 1,5 Millionen Quadratmeter allein in den vergangenen zwölf Monaten.
     
  • Nachfrage: Für die realwirtschaftliche Entwicklung des Büromarkts ist nicht der Umsatz der Makler entscheidend, sondern der Indikator Nettoabsorption. Die Nettoabsorption ist die Veränderung der in Anspruch genommenen (vermieteten oder eigengenutzten) Büroflächen. Bei einer positiven Nettoabsorption wurde per saldo mehr Bürofläche in Anspruch genommen als Fläche leergezogen wurde.

    In den vergangenen Jahren stieg wegen der guten konjunkturellen Entwicklung die verwendete Fläche kontinuierlich an. Erstmals im zweiten Quartal 2021 kam es zu einem leichten Rückgang der belegten Fläche gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahr stieg die in Anspruch genommene Bürofläche aber weiterhin an.

     


     
  • Büromiete: Die Spitzenmiete reagiert erst mit einer Zeitverzögerung auf die Angebots- und Nachfrageveränderungen. In allen A-Städten gab es bislang in diesem Jahr keinen Rückgang der Miete. Im Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitpunkt gab es sogar einen Mietenanstieg in zwei von sieben Städten.
     
  • Leerstand: Der stetige Rückgang der Leerstände wegen des konjunkturellen Aufschwungs endete schon im Jahr 2019. Seit Anfang 2020 stiegen die Leerstände wieder an, und zwar mit einer zunehmenden Dynamik.

    Das lag weniger an einer ausbleibenden Nachfrage wegen der Coronapandemie, sondern vor allem an den deutlich gestiegenen Fertigstellungen. Diese konnten vom Markt nicht aufgenommen werden, der Leerstand stieg.

     

 

Meiner Meinung nach zeigen sich die Auswirkungen der Coronapandemie auf den Büroimmobilienmärkten noch gar nicht. Es ist jedoch zu früh, eine Entwarnung zu geben, weil erst nach einigen Quartalen die Nachfrage der wirtschaftlichen Lage folgt.

Günter Vornholz ist Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.

Professor Günter Vornholz, EZB Business School (Bild oben: Shutterstock)
– 3. September 2021