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Finanzplattform
Bausparen per Internet-Filiale
Sparkassenkunden können künftig im Onlinebanking einen Bausparvertrag abschließen. Die Vorteile und Perspektiven erläutern DSGV-Digitalisierungsexperte Sebastian Garbe sowie Frank Demmer und Steffen Stiegler von LBS West und LBS Südwest.

Zum Jahresbeginn hat sich der Fördersatz für die Wohnungsbauprämie von 8,8 auf zehn Prozent erhöht. Auch die für die Prämie relevante Einkommensgrenze ist gestiegen. Potenziell erhalten also mehr Sparer mehr Förderung. Für Sparkassenkunden hält das Jahr eine weitere positive Überraschung bereit: Über einen Wohnungsbauprämiencheck kann künftig fallabschließend im Onlinebanking ein Bausparvertrag abgeschlossen werden. Die Anbindung wurde vom DSGV gemeinsam mit der LBS-Gruppe sowie der Finanz Informatik als Teil des DSGV-Projekts Finanzplattform entwickelt.
 

Herr Garbe, wie bewerten Sie die Integration des Bausparvertrags-Abschlusses in die Finanzplattform – was bedeutet dieser Schritt?
Sebastian Garbe: Was uns antreibt, ist das Ziel, mit der Sparkassen-Finanzplattform Kunden das Zuhause für ihre Finanzen zu bieten, das heißt einen Ort, an dem alle Finanzinformationen zusammenfließen. Wir wollen das Onlinebanking so weiterentwickeln, dass die Kunden dort alle Finanzdienstleistungen finden, die sie brauchen. Und auch noch weitere, kontextuell sinnvolle Leistungen, die über das Kerngeschäft einer Bank hinausgehen.

Ziel ist, auch im digitalen Raum ein Allfinanz-Angebot zu bieten. Mit diesem Ansatz wird das Banking der Sparkassen für die Kunden umso wertvoller und nützlicher, je vollständiger das Angebot an Leistungen ist, das sie in der Plattform vorfinden. 

 

„Am Ende müssten wir den Bedarf des Kunden an finanziellen Dienstleistungen eigentlich besser und früher kennen als er selbst. Technisch ist das machbar.“
Sebastian Garbe, Direktor für Digitalisierung und Payment im DSGV.


Herr Demmer, welchen Stellenwert hat die Finanzplattform für die LBS-Gruppe? Welche strategischen Überlegungen verbinden Sie mit der Integration? 
Frank Demmer: Als der Verbund-Spezialist für Bausparen, Baufinanzierung und Immobilien ist es unser Anspruch, unsere Produkte und Prozesse tief in die digitalen Angebote der Sparkasse zu integrieren. Es ist strategisch wichtig, dass wir gemeinsam mit den Sparkassen die Ansprachewege, die uns die Finanzplattform bietet und in Zukunft noch bieten wird, konsequent nutzen und damit an allen wesentlichen Touchpoints Angebote für die Kundinnen und Kunden bereithalten.

Darüber hinaus möchten wir gemeinsam mit den Sparkassen die Reichweite und Nutzungsfrequenz unserer digitalen Angebote kontinuierlich ausbauen. Das erhöht die Kundenbindung und führt zu Effizienzvorteilen auf beiden Seiten. 

Wir als LBS-Gruppe möchten unseren Beitrag dazu leisten, gemeinsam mit den Sparkassen und den anderen Verbundpartnern die Finanzplattform zur besten Plattform im Markt zu entwickeln. Das wird gelingen, wenn wir die Chancen aus kontextualisierten und personalisierten Angeboten konsequent nutzen.

 

„Es ist unser Anspruch, unsere Produkte und Prozesse tief in die digitalen Angebote der Sparkasse zu integrieren.“
Frank Demmer, Vorstand LBS West.


Welche Vorteile haben die Sparkassen und ihre Kunden von diesem Vorgehen?
Garbe: Wir können die Kundinnen und Kunden nun direkt im Onlinebanking darauf aufmerksam machen, dass sie möglicherweise förderberechtigt sind, wenn sie einen Bausparvertrag schließen. Man schiebt so etwas ja gern auf die lange Bank oder bekommt gar nicht unbedingt mit, dass man selbst antragsberechtigt wäre.

Wenn wir nun an der Stelle im Banking, an der sich unsere Kunden häufig, manchmal sogar mehrmals täglich aufhalten, auf die Prämie hinweisen, machen wir damit einen geldwerten Nutzen greifbar. Wir denken ein Stück weit für die Kunden mit – und werten so auch das Girokonto selbst mit auf.

Wie funktioniert der Prozess, Herr Stiegler?
Steffen Stiegler: Wir sprechen die Sparkassenkunden direkt in der Internet-Filiale auf die Wohnungsbauprämie an. Es gibt mehrere Module, mit denen wir die Kundinnen und Kunden zur Online-Abschlusstrecke für einen Bausparvertrag überleiten. Daran schließt sich dann ein nutzerfreundlicher Prozess an, in dem der Kunde aus dem Onlinebanking nahtlos bis zum Abschluss durch die Eingabe einer TAN und die Videolegitimation geführt wird.

 

„In einem nutzerfreundlichen Prozess wird der Kunde aus dem Onlinebanking nahtlos bis zum Abschluss durch die Eingabe einer TAN und die Videolegitimation geführt.“
Steffen Stiegler, Bereichsleiter Marketing, LBS Südwest.


Woher „weiß“ das Onlinebanking, dass ein bestimmter Kunde förderberechtigt ist? 
Stiegler: Allein aus dem Onlinebanking heraus können wir heute nur ansatzweise ableiten, ob jemand förderberechtigt ist. Wir haben deshalb im Projekt für die Sparkassen Selektionskriterien entwickelt, die festlegen, welche Kunden im Onlinebanking einen Hinweis beziehungsweise „Störer“ erhalten sollen. Diese Kriterien sind so gewählt, dass wir damit vier unterschiedliche Zielgruppen erreichen, für die die Wohnungsbauprämie besonders relevant ist.

Die angesprochenen Kundinnen und Kunden können anschließend selbst prüfen, ob sie mit ihrem zu versteuernden Einkommen innerhalb der Grenzen liegen, die für die Förderung gelten. Hierzu müssen sie lediglich ihr Einkommen erfassen, die übrigen Personendaten sind dann an dieser Stelle bereits vorausgefüllt.

Passt das Einkommen zu den für die Prämie geltenden Kriterien, kann die Antragsstrecke durchlaufen und ein Bausparvertrag abgeschlossen werden. Ist das Einkommen zu hoch oder ist der Kunde noch nicht volljährig, bieten wir ein Beratungsgespräch an. Die jeweilige Sparkasse erhält einen Hinweis – wir sprechen von „Ereignis“ – und kann dann selbst tätig werden und die jeweiligen Kunden zu möglichen Alternativen beraten.
 

Könnte die Plattform in Zukunft so „intelligent“ werden, dass sie von selbst erkennt, welchen Förderanspruch ein Kunde hat oder welche Finanzierungsoptionen passen könnten? 
Garbe: Unser Ziel ist in der Tat, das Onlinebanking in dieser Hinsicht deutlich schlauer zu machen. Dann könnte das Banking zum Beispiel aus der Umsatzhistorie der Kunden ablesen, wer für eine solche Förderung infrage kommt.

Oder ein anderes Beispiel: Wenn wir wissen, dass ein Kunde von Immobilien-Plattformen ins Sparkassen-Banking herüberwechselt, könnten wir daraus schließen, dass er oder sie möglicherweise an Baufinanzierungen Interesse hat. Oder wir könnten bestimmte Lebensereignisse, wie zum Beispiel einen Umzug, aus dem Nutzungsprofil von Kunden herauslesen, die den Rückschluss auf einen spezifischen Finanzierungs- oder Beratungsbedarf zulassen.

„Unser Ziel ist, das Onlinebanking deutlich schlauer zu machen. So könnte das Banking aus der Umsatzhistorie der Kunden ablesen, wer für eine solche Förderung infrage kommt.“
Sebastian Garbe

Am Ende müssten wir den Bedarf des Kunden an finanziellen Dienstleistungen eigentlich besser und früher kennen als er selbst. Technisch ist das machbar. Ich sage aber deutlich dazu: Eine solche Datennutzung geht nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis der Kunden. Und bis wir beziehungsweise bis die Sparkassen zu solchen Automatisierungsschritten in der Lage sind, müssen wir in der Finanzgruppe noch einiges tun und in die Finanzplattform noch viel Arbeit investieren.

Wie sieht die weitere Planung der LBS-Gruppe in Richtung Finanzplattform aus? Könnten noch weitere Produkte angebunden werden?
Demmer: Mit dem Live-Gang der vollständig End-to-End-integrierten Bausparvertrags-Abschlussstrecke werden wir einen wichtigen ersten Aufschlag gemacht haben. Diesen gilt es im Kundensinn konsequent weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus arbeiten wir derzeit an neuen Ansprachewegen für die junge Generation. Einen Prototypen für einen Multiproduktansatz hatten wir 2018 selbst entwickelt – und sind überzeugt, dass das Sparziel „Besser Wohnen“ gerade auch durch die Coronazeit weiter an Bedeutung gewonnen hat.

„Wir werden weitere Abschlussstrecken und Serviceprozesse wie zum Beispiel den digitalen Wohnungsbauprämienantrag in die Finanzplattform integrieren.“
Frank Demmer

Natürlich werden wir kontinuierlich weitere Abschlussstrecken und Serviceprozesse wie zum Beispiel den digitalen Wohnungsbauprämienantrag – konsequent aus der Kundenperspektive gedacht und End to End entwickelt – in die Finanzplattform integrieren. Ein besonderes Augenmerk legen wir darauf, die Reichweite und Nutzungsfrequenz der bestehenden Integrationspunkte gemeinsam mit den Sparkassen zu erhöhen.

Nicht zuletzt bietet uns die Finanzplattform hervorragende Möglichkeiten, insbesondere die datenbasierten Ansprachemöglichkeiten der Kunden zu intensivieren. Ohnehin generiert das LBS-Themenfeld Wohnen beziehungsweise Immobilie täglich neue spannende Daten und Vertriebschancen. Als LBS-Gruppe werden wir uns weiter dafür engagieren, diese Chancen für den Verbund nutzbar zu machen.

Hier erhalten Sie weitere Infos zum Projekt.

Hier finden Sie weitere Infos der SparkassenZeitung zur Finanzplattform.

Philipp Mehne
– 21. Mai 2021

Anonymous (nicht überprüft)

Gilt die fallabschließende Abschlussmöglichkeit dann zukünftog für alle LBS-Tarife und auch unabhängig von dem (eingegrenzten) Kreis der WoP-Berechtigten?

Anonymous (nicht überprüft)

Aktuell ist bei der WoP-Online-Abschlussstrecke je LBS ein Tarif hinterlegt. Die neue Abschlussstrecke gilt nur für den Kreis der WoP-Berechtigten. Als Ergänzung zum neuen WoP-Online-Bausparvertragsabschluss bleibt jedoch der bisherige Prozess in Bezug auf einen Online-Bausparantrag weiterhin bestehen. Hierüber können weitere Kundenbedarfe sowie die Tarife der jeweiligen Landesbausparkassen abgebildet werden.

Anonymous (nicht überprüft)

Danke für die Info, Steffen. Dann drücke ich die Daumen, dass wir auch für die anderen Zielgruppen bald einen fallabschließenden Prozess anbieten können. Der Anfang ist gemacht…