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Porträt / Nachhaltigkeit
„Man rennt offene Türen ein“
Zum Thema Nachhaltigkeit kam Peter Sievers eher durch Zufall. Mittlerweile ist er ein Experte und managt Umwelt, Soziales und Governance in der Sparkasse Vorpommern. Für die Zukunft hat sich das Institut ehrgeizige Ziele gesetzt.

Über Langeweile oder gar Monotonie im Job kann Peter Sievers nicht klagen. „Die Art meiner Aufgaben entwickelt sich sehr dynamisch“, sagt der 57-Jährige, der nach dualer Ausbildung und BWL-Studium als Quereinsteiger vor 23 Jahren zur Sparkasse Vorpommern gekommen war. Im Vorstandsstab verantwortet der Betriebswirt seit 2017 unter anderem das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele.

„Nachdem das Thema lange Zeit mit ,grün‘ gleichgesetzt wurde, werden Zusammenhänge und Wechselwirkungen nun von allen Seiten stärker hinterfragt.“ Neben der Umwelt spielten soziale Kriterien und gute Unternehmensführung (Governance), etwa Risikomanagement und Compliance, eine immer größere Rolle, sagt Sievers, der seit einigen Wochen den Titel Nachhaltigkeitsmanager trägt. „Den Begriff Manager mag ich zwar nicht besonders, er trifft aber die Aufgabe am besten“, findet Sievers.

„Es wird immer leichter, Verbündete zu finden“

Über mangelnden Rückhalt bei Vorgesetzten, Kollegen, Kunden und anderen Stakeholdern muss er sich keine Sorgen machen. „Es wird immer leichter, Verbündete zu finden. Man rennt offene Türen ein.“ Nicht zuletzt die 2017 gegründete Schülerbewegung „Fridays for Future“ habe vielen Menschen die negativen Folgen des Klimawandels bewusst gemacht und letztlich auch die Politik zum Umdenken bewegt.

Schritt für Schritt wandelt sich das Institut mit seinen 82 Standorten und 648 Mitarbeitern zu einem Unternehmen, das auf einen sparsameren Umgang mit wertvollen Ressourcen achtet. Schon vor der systematischen Messung des CO2-Fußabdrucks habe die Sparkasse Vorpommern den Stromverbrauch durch Einsatz von LED und Flurdruckern gesenkt, nur noch Ökostrom eingekauft, weniger Papier benutzt und auf Recyclingpapier umgestellt.

Auch wenn nicht alle Geschäftsstellen der Sparkasse Vorpommern reetgedeckt sind wie hier in Ahrenshoop, so verfolgt das Institut doch – wo immer möglich – nachhaltige Strategien.

Bereits zwei Jahre vor Ausbruch der Coronapandemie startete die Flächensparkasse zudem ein Pilotprojekt zum mobilen Arbeiten. Zunächst konnten Mitarbeitende mit langen Anfahrtswegen in wohnortnahen Filialen oder im Homeoffice arbeiten. Heute, gut eineinhalb Jahre nach Beginn von Covid-19, profitieren weit mehr Beschäftigte von den flexiblen Arbeitsmodellen. Die Beschäftigten können – soweit dies deren Aufgabe zulässt – bis zu vier Tage pro Woche mobil arbeiten.

Homeoffice spart Emissionen ein

Auf das Nachhaltigkeitsmanagement könnte das entscheidende Auswirkungen haben. „Unser erster CO2-Fußabdruck hat uns gezeigt, dass 2019 mehr als die Hälfte unserer Emissionen durch die Fahrt der MitarbeiterInnen zur Arbeit entstehen“, sagt Sievers. Je mehr Sparkässler von unterwegs oder zu Hause arbeiten, desto besser aus Sicht des Umweltmanagers. Setzt sich die neue Homeoffice-Regelung in der Breite durch, könnte das Unternehmen seine Büroflächen verringern und damit noch mehr Energie sparen.

Denn der Wärmeverbrauch verursache mit 25 Prozent den zweitgrößten Anteil an den gesamten Emissionen, weiß Sievers, der gespannt das Ergebnis des zweiten CO2-Fußabdrucks erwartet. Die Werte ermittelt er gemeinsam mit einem Dienstleister. Mit zwei E-Fahrzeugen, die testweise für Dienstreisen angeschafft wurden, und Jobrädern will die Sparkasse einen weiteren Beitrag leisten, um weniger Schadstoffe auszustoßen.

Mit zunehmender Komplexität des Themas Nachhaltigkeit verändern sich auch die Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Sievers. Ging es anfangs vor allem um das Erfüllen der Berichtspflicht, gewann danach die Koordination an Bedeutung. Dass die zunehmenden rechtlichen Regelungen in Prozesse umgesetzt werden, dafür sind mittlerweile viele Fachbereiche verantwortlich. Diese rechtzeitig über neue Anforderungen zu informieren, das ist Sievers Aufgabe.

Koordinieren und Kommunizieren

„Immer häufiger wenden sich auch Kollegen und Kolleginnen an mich, weil sie neue Ideen für nachhaltigere Lösungen haben.“ Nachhaltigkeit spiele jetzt selbst bei den Werbegeschenken eine Rolle. Neue umweltfreundlichere Produkte würden jetzt angeboten. Und Jugendliche, die zum 18. Geburtstag einen Gutschein von zehn Euro bekämen, werde angeboten, dass sie diesen Beitrag für einen nachhaltigen Zweck spenden können.

Ausbauen will Sievers künftig den Dialog mit den Stakeholdern der Sparkassen. „Durch das Knüpfen von Netzwerken wollen wir noch gezielter erfahren, was die einzelnen Gruppen von uns erwarten.“ Parallel dazu bleibt Sievers im informellen Austausch mit Fachkollegen anderer Institute und mit dem Ostdeutschen Sparkassenverband, der persönliche und virtuelle Treffen organisiert sowie auf einer zentralen Plattform News oder zum Beispiel Trends teilt.

Peter Sievers will die Sparkasse Vorpommern schon vor 2035 klimaneutral machen. Auch im eigenen Haus hat er Wärmepumpe, Fotovoltaik und eine Steckdose für künftige E-Autos verbaut.

Ob die Maßnahmen greifen, schaut sich Sievers genau an. „Wir wollen ein bestimmtes Nachhaltigkeitsniveau für unsere Sparkasse erreichen und schon vor dem Jahr 2035 klimaneutral sein.“ Mit dem Nachhaltigkeitskompass werden deshalb die Nachhaltigkeitsleistungen über alle Bereiche des Hauses einzeln bewertet, um daraus einen Gesamtwert zu errechnen. Damit nicht genug. Die Sparkasse will auch wissen, wie Dritte ihre Leistungen wahrnehmen. Das ehrgeizige Ziel: „Bis 2025 wollen wir hinsichtlich unserer Nachhaltigkeit unter den Top 3 aller relevanten Wettbewerber wahrgenommen werden.“

Auch zu Hause ein Nachhaltigkeitsmanager

Das Wissen, das Sievers im Job ansammelt, hat längst auch Spuren zu Hause hinterlassen. Jüngst hat der Vater von drei Kindern mit seiner Frau ein Haus gebaut. Wärmepumpe, Fotovoltaik auf dem Dach, Stromspeicher, für die Bauherren war das selbstverständlich. „Auch wenn uns die Fachleute darauf hingewiesen haben, dass sich die Wahl wahrscheinlich nicht rechnen wird.“ Auch Farben, Kleber und Hölzer sollten in der Ökobilanz gut abschneiden. Noch fährt das Ehepaar mit Verbrennern, aber die Elektrik für die Wallbox im Carport hat Familie Sievers schon für die künftigen E-Autos installiert.

Eli Hamacher (Bild oben: Vincent Leifer)
– 23. November 2021