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Active Ownership
Deka will Bayer-Vorstand nicht entlasten
Der Fondsdienstleister der Sparkassen will bei der Hauptversammlung von Bayer am heutigen Dienstag gegen die Entlastung des Vorstands stimmen.

„Das einst so stolze Unternehmen Bayer ist nur noch ein Schatten seiner selbst“, kritisierte Ingo Speich, Leiter Corporate Governance & Nachhaltigkeit bei Deka Investment, am Freitag (23. April). „Das Jahr 2020 hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Kauf von Monsanto eine Fehlentscheidung war“, sagte er mit Blick auf milliardenschwere Abschreibungen im Agrargeschäft und Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat.

Diese hatte sich Bayer mit der Übernahme von Monsanto ins Haus geholt. Der Kursverfall der Bayer-Aktie seit der Ankündigung der Übernahme sei beispiellos.

Umstritten: Werner Baumann, Bayer-Chef, bei der Hauptversammlung 2019.

 

Vorstand in Vertrauenskrise

Nach Einschätzung von Speich befindet sich der Vorstand mitten in einer Vertrauenskrise. Der Kapitalmarkttag im März, bei dem Bayer neue Geschäftsziele veröffentlicht hatte, sei „ohne positive Effekte für die Aktionäre verpufft“. Das Management habe nicht überzeugend erklärt, wie Bayer die auslaufenden Patente in der Pharmasparte und die damit verbundenen Umsatzausfälle kompensieren wolle.

„Der Vorstand muss nun schnell liefern, ansonsten könnte Bayer auf dem Abstellgleis landen“, fürchtet Speich. Die Deka ist nach Daten von Refinitiv der zwölftgrößte Anteilseigner des Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzerns.

Äußert sich kritisch, wenn es der guten Sache dient: Ingo Speich, Leiter Corporate Governance & Nachhaltigkeit bei Deka Investment.

Von der Monsanto-Übernahme enttäuschte Aktionäre hatten den Vorstand um Bayer-Chef Werner Baumann auf der Hauptversammlung 2019 bereits einen Denkzettel verpasst und ihn nicht entlastet. „Sie haben eine kerngesunde Bayer mit dem Monsanto-Virus infiziert, doktern nun herum, besitzen aber kein heilendes Medikament“, hatte Deka-Manager Speich damals dem Bayer-Management vorgeworfen. Die Verweigerung der Entlastung war ein bis dahin einmaliger Vorgang im Dax.

Einsatz für verantwortungsvolle Unternehmensführung 

Generell macht sich die Deka auf Hauptversammlungen für die Interessen ihrer mehr als vier Millionen Fondsanleger stark. Sie will sich so für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung einsetzen, weil diese zugleich der Schlüssel für eine langfristige Wertsteigerung der Aktien sei.

Auch die öffentlichen Versicherer bekennen sich zur sogenannten „Active Ownership“, also der Nutzung der Einflussmöglichkeiten auf strategische Entscheidungen der Unternehmen, die sich aus Beständen in Aktien und Anleihen in der Kapitalanlage ergeben.

Auch die Versicherer sind aktive Eigentümer

„Wir wollen als Investoren mit gutem Beispiel vorangehen und auch die Unternehmen, in die wir investieren, dazu bewegen, sich nachhaltig auszurichten“, hatte Roland Oppermann angekündigt, Vorsitzender des Ausschusses Finanzen im Verband öffentlicher Versicherer: „Die Ausübung einer aktiven Eigentümerschaft ist daher für uns der nächste logische Schritt nach unserem Bekenntnis zur nachhaltigen Kapitalanlage.“ (rtr, of)

27. April 2021