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Nachhaltigkeitsagenda
Auf der Überholspur
Die Nachhaltigkeitsagenda der Berlin Hyp umfasst neue Produkte für das Kundengeschäft, aber auch Ansatzpunkte für ein Zusammenwirken mit Sparkassen. Vorstandschef Sascha Klaus im Interview.

Herr Klaus, die Berlin Hyp hat gerade die Klimaschutz-Selbstverpflichtung der Sparkassen gezeichnet. Was folgt daraus, ganz praktisch?
Sascha Klaus:
Wir freuen uns sehr, dass in der Finanzgruppe jetzt eine breitere Bewegung für ökologische Nachhaltigkeit in Gang kommt und unterstützen das. In unserem Markt gibt es dazu schon lange verstärkte Nachfrage. Die Berlin Hyp hat 2015 den ersten grünen Pfandbrief begeben. Inzwischen sind wir beim 13. Green Bond und dem siebten grünen Pfandbrief.

Die Berlin Hyp bekennt sich zum Pariser Klimaabkommen und zum Klimapfad der Bundesregierung; dass wir die Selbstverpflichtung zeichnen, ist nur konsequent. Konkrete Maßnahmen hatten wir bereits im August 2020 mit der Verabschiedung unserer weitreichenden Nachhaltigkeitsagenda strategisch für uns festgeschrieben.

Welche Maßnahmen umfasst die Nachhaltigkeitsagenda der Berlin Hyp?
Wir wollen als gewerblicher Immobilienfinanzierer aus unserem Kerngeschäft heraus einen Beitrag dazu leisten, den CO2-Ausstoß im Gebäudesektor binnen zehn Jahren um 40 Prozent zu senken, wie es der Klimapfad der Bundesrepublik Deutschland vorsieht.

Konkret soll unser Finanzierungsportfolio bis 2025 ein Drittel „Green Buildings“ umfassen. Zweitens gehen wir gerade unseren gesamten Bestand durch, um Energiewerte systematisch zu erfassen, CO2-Verbrauch zu berechnen und dann auch Klimarisiken zu ermitteln. Um unsere Kunden bei der Transformation ihrer Gebäude zu unterstützen, haben wir dazu ein neues Produkt eingeführt: den Transformationskredit.

Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, will die Erfahrungen mit ökologischen Immobilien mit Sparkassen teilen.

Was ist der Transformationskredit?
Der Transformationskredit bietet einen Konditionennachlass für energetische Sanierungsmaßnahmen. Wir finanzieren damit Sanierungsvorhaben, die zu einer Reduzierung des Energiebedarfs führen. Er richtet sich an gewerbliche Immobilienkunden in unserem Direktgeschäft und ist ein Incentive, klimafreundlich zu investieren. Wir sind damit gerade in der Pilotierungsphase.

Wie ist Nachhaltigkeit zu so einem strategischen Kernziel der Berlin Hyp geworden – liegt es am regulatorischen Druck?
Wir sehen das weniger als regulatorischen, eher als Markt-Impuls. Denn wenn man die Kriterien der EU-Taxonomie an unser Geschäft anlegt und dann verschiedene Szenario-Rechnungen laufen lässt, zeigt sich, dass wir nachhaltig investieren müssen, um bestehende Werte zu erhalten.

Das ist im Immobilienbereich übrigens schon lange so. Es gibt kaum noch Büro-Neubauten in dem für uns interessanten Qualitätssegment ohne entsprechende „grüne“ Zertifizierungen. Wir sind deshalb auch optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen, bis 2025 den Anteil von Green Buildings innerhalb unseres Portfolios auf ein Drittel zu steigern.

Glaubwürdigkeit entsteht ja, wenn man auch bei sich selbst etwas tut. Gibt es in der Berlin Hyp ein betriebseigenes Nachhaltigkeitsmanagement?
Seit Jahren haben wir ein Nachhaltigkeitsmanagement etabliert. Zusätzlich sind nun alle Bereiche der Bank in unserem „ESG-Board“ eingebunden, das vom Vorstand geführt wird. In dieser festen Arbeitsstruktur besprechen wir neue Marktansätze für das Kerngeschäft, aber wir verabreden auch hausinterne Initiativen wie Wasserverbrauch, Stromverbrauch und die Umstellung der Wagenflotte. Auch Themen aus dem Personalbereich werden hier natürlich mit betrachtet.

Aktuell geht viel Kraft in den Neubau unseres Hauptgebäudes in der Budapester Straße in Berlin. Wir streben eine möglichst hohe Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen an. Zudem soll auch der Abriss des Altbaus zertifiziert werden.

Was passiert mit dem bisherigen Sitz der Bank?
Den tragen wir gerade Stück für Stück ab. Was woanders genutzt werden kann, wie zum Beispiel Heizkessel und Leitungen, wurde bereits über Industrieauktionen veräußert. Glas und andere Baustoffe werden getrennt recycelt. Das ist aufwendig, aber sinnvoll.

Wie könnten die Sparkassen von der Expertise der Berlin Hyp in Sachen „grüne Immobilien“ profitieren?
Die Berlin Hyp hat vielleicht einen kleinen zeitlichen Vorsprung, aber wir sind interessiert daran, unsere Kompetenz auch für die Breite der Sparkassen nutzbar zu machen.

Die Sparkassen haben zum Beispiel ein großes Immobilienportfolio, aber wenig Klima-Daten dazu. Über den Sanierungs- und damit Finanzierungsbedarf lässt sich also bisher nur annehmen, dass er groß ist – ohne dass man es an einzelnen Engagements festmachen könnte. Das könnte ein Ansatzpunkt sein, wo Berlin Hyp und Sparkassen zusammenwirken.

Wie könnte dieses Zusammenwirken mit den Sparkassen aussehen?
In der Berlin Hyp gehen wir ja gerade unser gesamtes Portfolio durch. Wir erheben die CO2- und Energiewerte bei allen Immobilien – von Hand, aber auch durch eigens entwickelte Methoden zur Hochrechnung. Damit machen wir gute Erfahrungen und wären auch bereit, die zu teilen.

Das zeigt, welche geschäftlichen Chancen in der Nachhaltigkeit für die Gruppe stecken könnten. Aber müssen wir nicht auch die Klimarisiken im Immobilienbestand stärker betrachten?
Das geschieht ohnehin, dafür sorgen die Regulierung und unser eigenes Interesse. Aus Sicht der Berlin Hyp ist ein anderes Risiko viel entscheidender. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat ein auf viele Schultern verteiltes, umfassendes Wissen zu gewerblichen und privaten Immobilien. Wenn wir dieses Wissen gemeinsam nutzen, könnten wir einen Großteil des deutschen Gebäudebestandes begrünen.

Und wo ist das Risiko?
Wenn wir’s nicht tun, tun es andere.

Anke Bunz
– 26. April 2021