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Digitale Agenda 2.0 / Interview
Mehr Reichweite, weniger Administration
Künftig soll den Sparkassen ein gemeinsames digitales Banking-Angebot zur Verfügung stehen. Vertreter von zwei Projektsparkassen schildern ihre Eindrücke.

Worum es geht - "IF Effizient"  

Durch die Bereitstellung eines gemeinsamen digitalen Banking-Angebots (IF Effizient) durch den Verbund sollen administrative und regulatorische Aufwände für Sparkassen künftig verringert werden, so dass sich diese auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: ihren Kunden bestmögliche Service- und Beratungsleistung bieten zu können. 

Vertreter aus zwölf Projektsparkassen, acht Regionalverbänden, DSGV, Verbunddienstleistern und Verbundpartnern arbeiten gemeinsam an der Entwicklung von IF Effizient.

Die Institute verantworten dabei weiterhin die Produkt- und Preisgestaltung sowie die individuelle Kundenansprache. Darüber hinaus sollen Sparkassen durch IF Effizient von der Stärke der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe profitieren, indem sie mit ihrem gemeinsamen Digitalangebot und einer gebündelten Kommunikation eine größere Reichweite erzielen. 

Einfach wie ein Abo-Modell

Das gemeinsame Leistungsangebot von IF Effizient bezieht sich auf standardisierte Prozesse und Funktionen sowie Abschlussstrecken, an die institutsindividuelle Produkte angeschlossen werden können. Sparkassen werden dabei selbst entscheiden, welche Bausteine sie über den gemeinsamen Standard hinaus in IF Effizient nutzen möchten. 

Neben obligatorischen Paketen (Banking, Brokerage und Banking-Alltagsservices) sollen sie jederzeit weitere optionale Pakete hinzubuchen oder abbestellen können, so etwa Versicherungsservices. 

Inhalte der ersten Stufe und weitere Infos

Die Inhalte der ersten Stufe, des gemeinsamen Bankings, sind bis auf Parameterebene mit den Projektsparkassen geklärt. Diese sowie weiterführende Details zu IF Effizient finden Sie auf der Projektwebseite der Digitalen Agenda 2.0, im Rahmen derer das gemeinsame Angebot entwickelt wird. 
 


Interview: "Tolle Lösungen schneller zum Kunden bringen"

Interviews sollen einen Blick in die Werkstatt bieten - und erklären, wieso die Projektmitglieder IF Effizient mit vorantreiben. Diesmal äußern sich Florian Heldner von der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig und Oliver Vorderstemann von  der Stadtsparkasse Düsseldorf.
 

Herr Vorderstemann, Herr Heldner, was hat Sie dazu bewogen, Zeit und Kreativität ins IF-Effizient-Projekt zu investieren?

Florian Heldner: Die dezentrale Organisation der Sparkassen hat viele Stärken, aber auch noch Entwicklungspotential. Selbst wenn sich alle Verbandsgremien einheitlich für ein tolles neues Angebot aussprechen, muss doch jedes Haus für sich die gleichen aufsichtsrechtlichen Aufwände betreiben. Je nach Priorität geht das mal schneller oder dauert mal länger.

Darunter leiden im Zweifel die Kunden, die eben keine übergreifenden Leistungen bei allen Häusern erhalten. Mit dem angestrebten Projektergebnis haben wir die Chance, schneller, günstiger und rechtssicher in allen Häusern Lösungen anzubieten und mit der geballten Marketingpower der Organisation zu vermarkten. Eine Win-Win-Situation für Sparkasse und Kunde. Dazu wollten wir einen Beitrag leisten.

 


"Lösungen mit der geballten Marketingpower der Organisation vermarkten."

Florian Heldner, Experte Digitalisierung bei der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig.

Oliver Vorderstemann: Wir haben als Stadtsparkasse Düsseldorf bereits einen hohen Zielerreichungsgrad in den Digitalen Mindeststandards. Es ist uns wichtig, dieses Niveau zu halten und da hat uns die Aussicht auf eine einfachere Einführung von neuen Produkten und Prozessen sehr interessiert. Darüber hinaus fanden wir es spannend, herauszufinden, ob das ambitionierte Projektziel einer einheitlichen Banking-Plattform in einer so komplizierten Struktur wie der Sparkassen-Organisation überhaupt realisierbar ist.

 


"Es ist zu erwarten, dass durch Einheitlichkeit des Angebots die Kosten für Support und IT sinken." 

Oliver Vorderstemann, Referent Online bei der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Wie werden Sie sich im Arbeitsteam einig, um den Standard für die Sparkassen zu erarbeiten?

Heldner: Die Unterschiede in den einzelnen Häusern sind natürlich vorhanden, waren aber geringer als ich es befürchtet hatte. Wir unterliegen alle den gleichen rechtlichen Anforderungen, das schränkt vieles schon einmal ein. Oft lag die Ursache für Unterschiede auch eher in der Vergangenheit – da stand ein neues Thema auf dem Plan, wurde nach bestem Wissen und Gewissen eingeführt und im Anschluss einfach nicht nochmal hinterfragt.

Da aber alle Beteiligten ein Interesse an einer Einigung haben, waren pragmatische Lösungen schnell gefunden. Definitiv geholfen hat die Anzahl der beteiligten Sparkassen, so konnte im Zweifel zu jeder möglichen Parametrisierungsoption schon ein Haus Erfahrungswerte in die Diskussion einbringen. 

Vorderstemann: Der Standard wurde in mehreren Workshops in einem sehr kooperativen Umgang miteinander festgelegt. Dabei haben die durch DSGV und FI gut aufbereiteten Details den Abgleich der Institutsausprägungen sehr erleichtert.


Den Arbeitsalltag welcher Bereiche Ihrer Institute wird das Projektergebnis konkret verändern?

Heldner: Wie viele Beteiligte es gibt, hängt sicherlich stark von der Organisation und Struktur der Häuser ab.  Wenn alles gut funktioniert, sparen sich Kollegen in Organisationsbereichen, Vertriebsservice, IT-Sicherheit, Datenschutz und am Ende des Tages sogar die Vorstände Aufwand. Weniger formale Prozesse in den Häusern sind einfach ein Arbeitszeitgewinn für viele Personen.

Vorderstemann: Zuallererst bei den Abteilungen, die mit der Umsetzung der Online-Banking-Geschäftsvorfälle verantwortlich sind. Aber an jedem einzuführenden Geschäftsvorfall hängen ja diverse Abteilungen mit dran. Wir haben schon Online-Prozesse gehabt, wo von Orga bis Controlling fast ein Dutzend Abteilungen zu beteiligen waren.

Ich denke, bei Umsetzung des Projektes wird das deutlich zurückgefahren werden können, was neben der Ressourcen-Entlastung vor allem zu mehr Geschwindigkeit bei der Markteinführung führen dürfte.


Wo sehen Sie die größten Potenziale für Ihre Institute?

Heldner: Ganz klar, die Veränderungsgeschwindigkeit ist hier der absolute Spitzenreiter. Wir haben tolle Lösungen in und nahe der Sparkassen-Finanzgruppe und diese müssen wir schnell zum Kunden bringen, bevor er sie an anderer Stelle sucht. Die Aufwandsersparnis, weniger Formalismus, Kostensenkungen und die besseren Möglichkeiten zur Vermarktung von sparkassenübergreifenden Angeboten sind weitere wichtige und wirklich tolle Effekte.

Am Ende des Tages machen wir das ja aber alle nicht zum Selbstzweck, sondern um unseren Kunden und der Region etwas Gutes zu tun. Dazu müssen wir für unsere Bestandskunden relevant bleiben und für Neukunden relevant werden – auf den Kanälen und mit den Angeboten, die sich die Kunden aussuchen.

Vorderstemann:  Ganz klar im Einführungsprozess. Heute prüft jede Sparkasse bei der Einführung neuer Prozesse vielfach dieselben Dinge. Wenn es gelänge, Online-Prozesse für Sparkassen haftungs- und rechtssicher zentral zur Nutzung bereit zu stellen und, sagen wir mal, nur noch in abgespeckter Form individuell prüfen zu müssen, wäre das eine enorme Entlastung für die Kapazitäten unseres Hauses.

Es ist außerdem zu erwarten, durch die Einheitlichkeit des Angebots die Kosten für Support und IT zu senken.

Julia Karlstetter, DSGV
– 1. Dezember 2020